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Die USA – wirtschaftlich übermächtig, militärisch unverzichtbar, und moralisch… naja, schwankend – konfrontieren uns mit einer unangenehmen Frage:
Freund oder wirtschaftlicher Gegner?
Die Trump-Administration setzt Zölle ein, als wären sie Pokerchips. Für europäische Unternehmen, die längst mit Marken, Vertrieb und Niederlassungen auf dem US-Markt etabliert sind, kommt das wie ein Schlag gegen eingespielte Lieferketten.
Ziel: Produktionskapazitäten in die USA verlagern. Und siehe da – deutsche Werke im Süden der USA (VW Chattanooga, TN, BMW Spartanburg, SC, Mercedes Vance, AL) stehen schon in den Startlöchern, bereit zur Expansion. Netter Zufall, oder eher deutsch-amerikanische Strategie?
Der Effekt: Investitionen wandern ab – raus aus der EU, rein in die USA.
Das Defizit im produzierenden Gewerbe liegt bei fast 160 Milliarden Euro – und ja, das sieht nach einer ziemlich ungünstigen Verhandlungsposition aus.
Willkommen im Dilemma.
Das gute alte „Prisoners Dilemma“ (jetzt in globaler Tragweite)
Zwei Verdächtige, keine Beweise, ein Angebot der Polizei – du kennst das Spiel. Gestehst du, aber dein Kumpel nicht? Jackpot. Gesteht ihr beide? Tja, dann halt halbes Pech. Schweigt ihr beide? Wenigstens gibt’s nur einen Klaps.
Und hier kommt der Kniff: Rational handeln führt kollektiv zum ungünstigeren Ergebnis. Willkommen in der wundersamen Welt der Spieltheorie, wo Vertrauen zwar nützlich wäre, aber leider selten eingeladen ist.
Was nun? Die EU zwischen Theorie und Wirklichkeit
Robert Axelrod hat in den 1980ern ein Gefangenen-Dilemma-Turnier mit Computern veranstaltet. Ergebnis? Die erfolgreichste Strategie war „Tit for Tat“: Erst nett sein, dann so handeln wie der andere. Kooperation mit Revanche-Potenzial – charmant.
Also was tun mit Trump, dem neuen Spielteilnehmer in unserem wirtschaftspolitischen Planspiel?
Strategie:
- Erste Runde kooperativ – z. B. Importzölle auf US-Autos senken, Zulassungsbeschränkungen lockern.
- Zweite Runde? Wenn keine Reaktion: konsequent spiegeln. Revanche, Baby.
Revanche, aber mit Stil
Die EU muss lernen, mit Realismus zu handeln – nicht mit Weltverbesserungs-Pathos.
- Ziele definieren: Was wollen wir erreichen – mit den Mitteln, die wir wirklich haben?
- Reaktionen bewerten: Führt unsere Antwort zur Eskalation? Und was dann
- Technologieabhängigkeit erkennen: 109 Milliarden Euro Defizit im digitalen Dienstleistungshandel – powered by Google, Amazon & Co.
Ja, Europa hat sich digital freiwillig versklavt. Und nein, das gibt keinen „Gefällt mir“-Button.
Mögliche Konsequenz? Spiegelzölle, identisch zur US-Seite. Kein Drama, nur Balance.
Die EU als EIN Akteur – kein Debattierclub
Das Wichtigste: Die EU muss geschlossen auftreten. Wenn nationale Egos überwiegen, wird Washington uns wie ein Flickenteppich behandeln. Oder noch schlimmer: wie Großbritannien.
Die Trump-Administration testet unsere Reaktionen. Jeder Zoll, jede Provokation fragt:
„Was traut sich Europa eigentlich zu?“
Emotionen spielen in diesem Spiel eine Rolle – nicht um sie zu zeigen, sondern um sie zu erkennen, zu nutzen und zu kontern.
Trump liebt nostalgische Autoarbeiter-Fantasien? Schön. Dann geben wir ihm das Gefühl, aber nicht den Vorteil.
Denn am Ende gewinnt nicht der mit den größten Schlagzeilen. Sondern der, der klug spielt – und still die Regeln mitschreibt.