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Spiel und Spaß, so die landläufige Meinung, sind im Geschäftsleben unvereinbar mit Professionalität. In der Automobilindustrie ist das nicht anders.
Ich frage regelmäßig Kolleginnen und Kollegen nach ihrer besten Trainingserfahrung: Simulationen stehen ganz oben auf der Liste.
Denn „Serious Games“ oder Unternehmenssimulationen sind erstaunlich effektiv, um Einstellungen zu verändern, Denkweisen zu prägen und neue Verhaltensweisen zu erlernen – alles überlebenswichtig im automobilen Wandel.
Es ist an der Zeit, Serious Games im Automobilsektor besser zu verstehen. Profitability, ein britisches Team von Cambridge-Absolventen, das seit 1983 Unternehmenssimulationen entwickelt und durchführt, lud mich ein, eine Unternehmenssimulation aus erster Hand zu erleben.
Ich habe mit Gründer Brian Helweg-Larsen und Graham Hutchings, CEO von Profitability.com, gesprochen.
Simulationen, wie z. B. „War Gaming“, werden für Entscheidungen verwendet, bei denen viel auf dem Spiel steht. Was genau sind „Serious Games“?
Brian: Ein serious Game ist ernst gemeint und liefert ernsthafte Lernergebnisse.
Wenn man z. B. die Führung eines Teams in einer Krisensituation spielt, sind die Verhaltensweisen, die im Spiel gezeigt werden, eine direkte Demonstration der Verhaltensweisen, die im wirklichen Leben gezeigt werden, positiv oder negativ. Allerdings ohne die schwerwiegenden Konsequenzen, die damit verbunden sind. Durch die Reflexion können die Teilnehmer etwas über ihr eigenes Verhalten lernen und dann in realen Situationen anders reagieren.
Seit wann gibt es Serious Games?
Brian: Ich kam zum ersten Mal Ende der 1970er Jahre mit Serious Games in Berührung, als GEC (General Electric Company), damals das größte Unternehmen Großbritanniens, Serious Games in der Managemententwicklung einsetzte. Ich habe gesehen, wie sich das auf Mitarbeiterzufriedenheit und Engagement auswirkt.
Zunächst habe ich mit Simulationen gearbeitet, die andere entwickelt hatten. Ich begann, die auf dem Markt erhältlichen Produkte so anzupassen und zu verändern, dass sie meinen Lernzielen entsprachen. Dann, vor fast 40 Jahren, beschloss ich, meine ersten eigenen Simulationen zu bauen. In den letzten 40 Jahren habe ich etwa 180 Simulationen entwickelt. Viele davon sind Finanzplanspiele, aber einige sind auch in ganz andere Richtungen gegangen, z. B. um Menschen zu helfen, den Umgang mit Veränderungen zu verstehen, Führungsqualitäten zu entwickeln oder Feedback zu ihrer persönlichen Interaktion mit anderen zu erhalten, um integrative Führung zu fördern.
Wir haben eine breite Palette von Serious-Games entwickelt, die sich mit Geschäftssinn, Veränderungsmanagement, Führungs- und Teamfähigkeit, ESG-Bewusstsein, Talentmanagement und integrativem Management befassen.
Das Thema, das sich wie ein roter Faden durch alles zieht, ist, dass die Menschen lernen, indem sie Dinge selbst tun, anstatt endlose passive E-Learning-Kurse zu absolvieren oder den „Tod durch PowerPoint“ zu erleiden, was immer noch oft als Training verstanden wird, aber sehr wenig Lernen bedeutet. Denn wenn jemand in einer Simulation etwas erlebt, aus eigener Erfahrung, dann muss man ihn nicht davon überzeugen, wie bestimmte Dinge funktionieren, dann hat er sich selbst davon überzeugt.
Ich habe an einer eurer Simulationen teilgenommen, „Dealership Profitability“, eine Simulation des Geschäftsmodells eines Autohauses auf einem Spielbrett. Was macht dieses Spiel so realistisch?
Brian: Was du erlebt hast, ist ein großartiges Beispiel dafür, wie man mit Hilfe von Simulationen etwas erreichen kann, was meiner Meinung nach mit anderen Mitteln nicht möglich wäre.
In der Simulation gibt es Neuwagen, Gebrauchtwagen, Ersatzteile und Service in einem Autohaus, was kompliziert ist. Eigentlich sind es vier Unternehmensbereiche, die alle zusammenarbeiten. Die Leute müssen das Geschäft selbst erleben, um zu verstehen, wie es funktioniert. Selbst wenn man lange in einem Autohaus gearbeitet hat, kann es sein, dass man nicht wirklich versteht, wie die verschiedenen Teile ineinandergreifen.
Zum Beispiel, wenn man sieht, wie der Verkauf von Gebrauchtwagen das Servicegeschäft fördert, das den größten Teil des Gewinns ausmacht. Es sind große Anstrengungen erforderlich, um den Neuwagenverkauf nachhaltig zu unterstützen. Außerdem muss ein gut gefülltes und schnell verfügbares Ersatzteillager vorhanden sein, um den Service zu unterstützen. Die Beziehungen zwischen diesen beiden Bereichen sind sehr komplex, ebenso wie die Cashflows zwischen ihnen.
Wenn man Menschen in die Lage versetzen kann, eine Vogelperspektive einzunehmen, indem man ein physisches Brettspiel verwendet, das zeigt, wo das Geld gebunden ist, dann verstehen diese Menschen auf einer instinktiven Ebene, wie das Geschäft funktioniert, auf eine Weise, die normalerweise jahrelange Erfahrung erfordert, um sie zu entwickeln.
Man kann also etwas sehr realistisch lernen, ohne etwas kaputt zu machen?
Brian: Ja, es ist wie ein Flugsimulator.
Denn es ist alles ein Spiel. Wenn du einen Fehler machst und crashst, kommt niemand zu Schaden. Und auch finanzielle Folgen bleiben aus. Es ist alles fiktiv, aber es fühlt sich sehr realistisch an, weil wir Simulationen entwickeln, die auf Geschäftserfahrungen und Branchenwissen aufbauen.
Einsichten, die während des Trainings gewonnen werden, sind am nächsten Tag am Arbeitsplatz anwendbar, da sie aus dem realen Leben stammen und in die Simulation eingebaut wurden.
Du hast 180 Simulationen erwähnt, Brian. Wofür wurden die effektivsten Simulationen entwickelt? Was sind einige Beispiele und Besonderheiten dieser Simulationen?
Brian: Bei vielen Simulationen auf dem Markt handelt es sich um das gleiche Produkt in einer jeweils anderen Verpackung. Einige Anbieter fragen: „Wollen Sie eine Versicherungssimulation?“ „Fein. Versicherungssimulation hier, Beverage-Marketingsimulation dort.“ Es handelt sich immer um die gleiche Engine, die gleichen Treiber und die gleichen Auswahlmöglichkeiten mit einer anderen Oberfläche und ein paar anderen Begriffen, was die jeweilige Branche schlecht wiedergibt.
Qualität wird erreicht, wenn deine Simulation die industriespezifischen Treiber für Erfolg und Misserfolg, Gewinn und Cashflow abgleicht.
Die drei Haupttreiber eines Fast-Food-Unternehmens, eines Autohauses und einer Bank sind doch völlig unterschiedlich. Eine Simulation passt nicht zu allen Industrien. Aber wenn du die Simulation auf ein detailliertes Verständnis für die Branche aufbaust, wird es unglaublich realistisch und übertragbar in die Praxis sein.
Die Herausforderung bei der Erstellung einer hervorragenden Simulation besteht also darin, Lernziele und das Branchenwissen zu sammeln und sie in einem Spielformat zusammenzustellen, damit die Leute in wenigen Stunden lernen können, was ansonsten viele Jahre dauern würde.
Ihr analysiert also zunächst, ähnlich wie bei einem Research- oder Beratungsauftrag. Ihr taucht in das Problemszenario des Kunden ein, um die branchenspezifischen Treiber zu verstehen?
Brian: Auf jeden Fall. Wir haben beispielsweise in einem Kundenprojekt den Geschäftsführer und den Marketingdirektor von Guinness interviewt, denn sie wussten genau, was loyale Guinness-Fans anzieht und bei der Marke hält. Wir haben ein Spiel entwickelt, das auf den Erkenntnissen aus Jahrzehnten Berufserfahrung basierte. Cash Flow-Optimierung war das Lernziel. Und die Teilnehmer lernten in einem Guinness-Umfeld, das exakt die Guinness-Markttreiber und finanziellen Herausforderungen abgebildet hat.
Vielen ist nicht bewusst, dass das Biergeschäft mit einer riesigen Menge von Bierfässern funktioniert, die im Umlauf sind. Die Fässer verlassen also die Brauerei, stehen in einem Lager und gehen dann in die Kneipen und Restaurants, wo sie wochenlang stehen. Und die Menge an Geld, die dadurch in der Distributionskette gebunden wird, ist enorm. Wenn man das nicht in einer Simulation abbildet, ist die Simulation falsch, unrealistisch. Aber wenn man es modelliert, verstehen die Leute sofort, warum ein schnellerer Turnaround der Fässer so wichtig ist, weil sie sehen, wie viel Cash gebunden ist und wie viel Geld man freisetzen könnte.
Diese Spiele machen auch Spaß.
Brian: Großen Spaß. und erzeugen auch Rivalität zwischen den Teilnehmern.
Und dieser Wettbewerb kann das Lernen in den Schatten stellen. Manchmal machen wir das Spiel absichtlich weniger kompetitiv, um den Einzelnen dazu zu bringen, sich mehr auf die Reflexion und das Gelernte zu konzentrieren.
Euer Markenzeichen sind traditionelle Brettspiele für Unternehmen, aber ihr verkauft hauptsächlich digitalisierte Spiele. Was bevorzugt Ihr angesichts des Trends zu mehr Online-Lernen?
Brian: Es besteht kein Zweifel: Das Zusammenbringen von Menschen in einem Raum hat Vorteile. Besonders wenn sie mit anderen Experten aus dem Unternehmen in Kontakt kommen, die sie sonst nicht treffen würden. Man lernt voneinander, auch über die Veranstaltung hinaus. Viele Unternehmen sind bereit, die Kosten für Reise, Unterkunft und alles Andere zu übernehmen, um diesen Vorteil zu nutzen.
Für andere Unternehmen ist dies weniger wichtig. Sie konzentrieren sich auf das Lernen selbst. In diesem Szenario kann es genauso produktiv sein, das Lernen online durchzuführen, beispielsweise mit Zoom oder Teams. Manchmal ist das sogar produktiver.
Unser Kriterium ist jedoch, die Simulation an die Kundensituation und die spezifischen Lernziele anzupassen.
Vor COVID habe ich nicht geglaubt, dass Online-Simulationen genauso erfolgreich sein können wie Präsenztrainings. Doch seit der Pandemie haben wir viele Beispiele dafür, dass dies der Fall sein kann. Unter bestimmten Umständen werden die Menschen vielleicht nie wieder zu Präsenztrainings zurückkehren. In manchen Fällen kehrten unsere Kunden zur klassischen Durchführung zurück. Sie schätzten den zusätzlichen Nutzen der direkten menschlichen Interaktion und des physischen Kontakts sowie den Austausch und das Lagerfeuergefühl.
In einem Präsenztraining mit greifbaren Spielfiguren lassen sich einige Lernziele viel einfacher erreichen. Beispielsweise haben wir eine Simulation, in der die Teilnehmer Grußkarten herstellen, indem sie Papier zerschneiden, Happy Christmas und Happy Birthday darauf schreiben und es dann einem Kunden geben. Und ob die Karte gut oder schlecht konstruiert ist, ist unerheblich. Um das gleiche Maß an Freiheit im Online-Bereich zu erreichen, sind mehr technische Kreativität und Budgets zur Umsetzung notwendig.
Graham: Die Kosten für die digitale oder klassische Durchführung variieren. Was ist der Trend beim Wettbewerb, was sagen eure Kunden? In welche Richtung entwickelt sich die Branche?
Graham: Während der gesamten Pandemie musste alles online stattfinden. Das erforderte ein enormes Maß an Kreativität von uns.
Es gab enorme Investitionen aller Unternehmen in alle Formen des digitalen Lernens. In einigen Fällen war das erfolgreich. Forschung zeigt jedoch, dass digitales Lernen oft zu „Bildschirmmüdigkeit“ führt und viele digitale Inhalte nicht angenommen werden. Der Wunsch, Menschen physisch zusammenzubringen, kehrt zurück. Es könnte sich um ein digitales Spiel handeln, aber die Teilnehmer kommen dennoch physisch zusammen. Wie Brian bereits erwähnte, ist die Lernerfahrung bei der klassischen Durchführung deutlich besser. Das bevorzugen die meisten Menschen. Wir sind halt ‚social animals‘.
Reisezeit, Kosten und CO2-Emissionen können bei Präsenztrainings jedoch zu groß sein. Viele Menschen sind heutzutage noch mehr beschäftigt und noch weniger bereit für Geschäftsreisen.
Einkäufer verlangen zunehmend kürzere, flexiblere und digital gestützte Meetings. Ein hybrides Modell, bei dem einige Lernende im Klassenzimmer anwesend sind, während andere online teilnehmen, ist der Mittelweg.
Brian: Forschungsergebnisse zeigen, dass das Verteilen des Lernens über Tage oder Wochen zu besseren Ergebnissen führt. Online-Trainings sind für diesen Ansatz offensichtlich besser.
Basierend auf meiner Erfahrung mit Simulationen schätze ich insbesondere zwei Funktionen. Zum einen die Möglichkeit, eine haptische Erfahrung zu machen, indem ich beispielsweise auf einem Brett echtes Geld zählen oder den aktuellen Fahrzeugbestand sehen kann. Zum anderen schätze ich das Lagerfeuergefühl, das durch die Simulation entsteht. Menschen treffen sich, trinken Kaffee und unterhalten sich. Sie tauschen spontan Wissen und Erfahrungen aus. Ein solcher Austausch ist in digitalen Spielen schwer zu replizieren.
Brian: Es ist vorteilhaft, Dinge physisch mit der Hand zu machen, um zu lernen.
Beim Training von Mitarbeitenden, eine Gewinn- und Verlustrechnung sowie eine Bilanz zu verstehen, ist es hilfreich, die Zahlen eigenhändig in die Tabelle einzutragen. Dadurch können die damit verbundenen Konzepte besser verinnerlicht werden. Es ist nicht notwendig, es 18-mal von Hand zu machen, um es zu lernen. Die ersten Male können manuell durchgeführt werden, um zu helfen. Danach kann es digitalisiert und automatisiert werden, um Zeit zu sparen. Wir haben Computermodelle für mehrere unserer Simulationen vorbereitet, die parallel zu den ersten Runden laufen. Spätere Runden konzentrieren sich dann auf die Entscheidungsfindung.
Graham: Wir beobachten, dass die Digitalisierung für Lernende mit spezifischen Bedürfnissen integrativer sein kann. Im Vergleich zum Unterricht können wir uns digital besser vernetzen. Wenn jemand Schwierigkeiten mit der vorherrschenden Sprache hat, kann er im Chat schreiben oder Emoticons verwenden, um einen Beitrag zu leisten, ohne sich verstecken zu müssen.
Was sind die Grenzen von Simulationen, die Ihre Effizienz beeinträchtigen?
Graham: Simulationen sind großartig, wenn wir es mit komplexen, vielschichtigen Problemen zu tun haben.
Wir erstellen keine Simulationen zur Vermittlung von geschlossenen Fähigkeiten. Das Erlernen der Geige oder das Programmieren in Python kann beispielsweise über etablierte Methoden wie YouTube oder E-Learning erfolgen. Einzeltrainings sind hier besser geeignet.
Wenn aber dieser Geiger in einem Orchester spielt oder dieser Programmierer in ein Software-Team integriert wird, ändert sich alles. Plötzlich muss man unter Druck vor anderen Menschen agieren. Und die Fähigkeit zur Empathie, zur Zusammenarbeit und zum Verständnis des Gesamtbildes wird entscheidend für den Erfolg. Genau für diese Szenarien können wir Simulationen erstellen.
Wie Brian bereits erwähnte, bieten wir Lernenden die Möglichkeit, in einem sicheren Kontext zu üben und sie gleichzeitig auf die Anwendung ihrer neuen Fähigkeiten in der realen Welt vorzubereiten.
Dies scheint für die Entscheidungsfindung im Management geeignet zu sein. In der Händlersimulation können die Teilnehmer verstehen, wie die Strategie das Geschäft beeinflusst. Investitionen können in Autos, Maschinen, Service, Ersatzteile, Menschen und Marketing getätigt werden. Es handelt sich um ein reales Entscheidungsdilemma.
Graham: Diese Händlersimulation ist großartig. Sie konzentriert sich auf Geschäftssinn, Finanzwissen und ein gründliches Verständnis dafür, wie die komplexen internen und externen Geschäftsbeziehungen funktionieren. Die Simulation ist fantastisch, da sie eine realistische Erfahrung bietet.
Beim Lesen des Feedbacks der Teilnehmer, die nicht direkt beim Händler arbeiten, wird jedoch deutlich, dass die Simulation vor allem Empathie für Händler und ihre verschiedenen Funktionen fördert. Empathie ist eine sehr menschliche Eigenschaft, die nicht immer mit Finanzwissen in Verbindung gebracht wird.
Und das ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie man noch so viele technische Fähigkeiten entwickeln kann. Allerdings sind diese Fähigkeiten wirkungslos, wenn sie nicht mit dem menschlichen Verständnis verknüpft werden. Viele andere Lernmethoden können das nicht leisten.
Brian: Simulationen sind ideal, um langfristige Auswirkungen von Entscheidungen darzustellen. Man durchläuft beispielsweise den gesamten Geschäftszyklus eines Jahres in wenigen Stunden. Im realen Leben kann es jedoch mehrere Jahre dauern, bis die Ergebnisse einer Entscheidung sichtbar werden. In dieser Zeit kann es sein, dass man den Job gewechselt oder das Unternehmen verlassen hat, wodurch man keine Möglichkeit hat, daraus zu lernen. Simulationen fördern eine langfristige Perspektive. Sie helfen bei täglichen Entscheidungen und fördern die nachhaltige Unternehmensentwicklung.
Bemerkenswert ist, dass der Net Promoter Score für diesen Kurs 95 betrug.
Graham: Das Feedback ist erstaunlich gut. Der durchschnittliche Net Promoter Score der Branche liegt vielleicht bei 40. Viele Unternehmen sind mit einem besseren NPS für Schulungen zufrieden.
Brian, ist das für Simulationen typisch?
Brian: Lerner bevorzugen Simulationen, weil sie lieber etwas tun und sich darüber austauschen, als dass man ihnen etwas vorträgt und sie zuhören müssen. Simulationen im Allgemeinen werden bewertet, aber eine gut gemachte Simulation erhält sehr gute Bewertungen.
Das ist der Grund, warum wir dafür so gute Noten bekommen.
Graham: Personalabteilungen müssen endlich über die „Happy Sheets: Wie zufrieden waren Sie mit der Veranstaltung“ hinwegkommen.
Dieses Feedback ist zu einfach. Das Ziel des Lernens besteht darin, das Verhalten zu ändern und die Unternehmensleistung zu verbessern. Die Personalabteilung hat jedoch oft Schwierigkeiten, die Geschäftsherausforderung zu verstehen, die sie lösen soll.
Die besten Lernprogramme sind einfach und klar strukturiert. Sie lösen ein definiertes Geschäftsproblem, und ihre Wirksamkeit lässt sich anhand von GeschäftsKPIs quantifizieren. Eine Vielfalt an Lernmethoden wie E-Learning, Coaching, Workshops und Simulationen kann dabei helfen, das Lernen abwechslungsreich und effektiv zu gestalten.
Ich habe den Eindruck, dass wir eines Tages geschäftlich im Metaverse leben und „Die Sims“ spielen werden.
Graham: Wenn Lernen relevant bleiben will, muss es zu den Realitäten passen, wie Unternehmen tatsächlich sind.
Das Training sollte schwierig sein und die Teilnehmer aus ihrer Komfortzone bringen. Manchmal mögen die Teilnehmer das Training aufgrund dieser Herausforderungen nicht.
Obwohl wir bei einigen unserer Soft-Skill-Trainings oft sehr gute Net-Promoter-Werte erhalten, mögen einzelne Teilnehmer diese überhaupt nicht. Sie fühlen sich gepusht, herausgefordert und gestresst. Im Leben fühlen wir uns oft unwohl, wenn wir uns außerhalb unserer Komfortzone befinden. Wir mögen es oft nicht, aber später entdecken wir, dass dort der Großteil unseres Lernens stattfindet.
Wenn das Training, sei es in Form von Workshops, Vorträgen oder E-Learning, nur auf eine angenehme Erfahrung ausgerichtet ist, entfernt es sich weiter von der Realität eines hochdynamischen Arbeitsumfelds mit echtem Druck. Dies entspricht sicherlich der Erfahrung vieler Mitarbeiter.
Natürlich bietet ein gutes Blended-Learning-Programm auch Zeit und persönliche Freiräume für Coaching, Mentoring und persönliche Reflexion, in denen Erfahrungen sinnvoll verarbeitet werden können.
Klingt wie eine schwierige Verkaufsstory: Ein Spiel zu verkaufen, bei dem die Teilnehmer gefordert werden, kommt nicht bei jedem gut an, oder?
Graham: Dazu braucht es Kunden mit einem Blick in die Zukunft.
Glücklicherweise arbeiten heute Unternehmen wie PepsiCo und Schneider Electric mit uns zusammen. Wir haben fantastische Führungskräfte, die verstehen und erkennen, dass sie über die „Happy Sheets“ hinausblicken müssen, um mittelfristige Geschäftsergebnisse zu betrachten. Wenn du auf Trainingseinkäufer triffst, die nur an den Happy-Sheets interessiert sind und nicht nach geschäftlichen Auswirkungen fragen, ist Teilnehmerzufriedenheit das Einzige, was du zeigen musst. Wenn du den Teilnehmern jedoch einen freien Tag zum Wildwasserrafting anbietest, werden sie es wahrscheinlich lieben. Allerdings wird dies nicht unbedingt zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit führen.
Brian: Simulationen helfen, Einstellung nachhaltig zu ändern.
Ich habe mehrere leitende Angestellte gehört, die sagen, dass die Denkweise oder Einstellung ihrer Mitarbeiter sich ändern muss.
Zum Beispiel müssen Fachexperten jetzt eine Management-Denkweise annehmen, die die Entwicklung von Talenten und die Erweiterung ihrer Mitarbeiter umfasst. Personen, die aus einem stark kontrollierten Umfeld kommen und jetzt in einer wettbewerbsorientierten Branche arbeiten, müssen anders denken. Denn nur ein anderes Denken führt zum Erfolg.
Wenn man Teams durch eine Simulation schickt, werden sie gemeinsam herausfinden, was in dieser neuen Umgebung funktioniert und was nicht. Die Peerverstärkung in der Teamdiskussion lässt Sie herausfinden, wie Dinge funktionieren. „Beim letzten Mal hat es nicht funktioniert; wir müssen das so rummachen.“ Und so machen wir das. Und dann bekommen sie Feedback. „Oh, das hat wirklich gut funktioniert, großartig.“ Jetzt wissen wir, was funktioniert.
Simulationen entwickeln Kenntnisse und Fähigkeiten sowie Einstellungen.
Brian: Fertigkeiten und Einstellungen sind wichtiger als Wissen. Wenn man nur Wissen vermitteln will, gibt es wahrscheinlich billigere und einfachere Wege.
Aber wenn du möchtest, dass das Gelernte unter dem Druck des täglichen Lebens angewendet wird, dann kann eine Simulation viel schneller sein. Denn eine Simulation bettet das Gelernte in den Arbeitskontext ein.
Graham: Wissen ist nicht das Problem. Man kann ChatGPT alles fragen. Die Herausforderung besteht darin, dieses Wissen durch Zusammenarbeit und Kommunikation in großem Maßstab anzuwenden.
Apropos KI – welche Rolle spielt sie hier?
Brian: Dies beginnt mit der Entwicklung von Ideen und Simulationsinhalten. Chat GPT ist in der Lage, komplexe Szenarien zu erstellen und die Merkmale und Vorteile von Entscheidungen sehr effizient zu analysieren
Ein Schwerpunkt unserer Simulationen ist die Verhaltensbeobachtung. Und dafür ist KI noch nicht gut genug. Man braucht immer noch einen geschulten menschlichen Coach, der bestimmte Verhaltensweisen der Teilnehmer – wie Empathie oder Aggression – genau beobachtet.
Graham: Spracherkennung, das Erkennen von Veränderungen im Tonfall einer Person und die Ableitung von Stimmungen sind noch Schwachstellen der KI, aber wie Brian sagt, können uns diese neuen Technologien helfen, Rollenspiel-Briefings zu schreiben, Szenarien zu erstellen und vieles mehr.
Unsere Kunden sind globale Unternehmen wie PepsiCo, Schneider Electric, Roche und andere. Obwohl sie die größten Probleme der Welt lösen, müssen Lernlösungen immer noch sehr pragmatisch und gleichzeitig skalierbar sein. Während der Pandemie haben wir gesehen, dass viele unserer Wettbewerber umfangreich in Metaverse- oder VR-Headsets im Frühstadium investiert haben, was entweder nicht funktioniert hat, weil die Kunden-IT-Landschaften diese Ansätze nicht unterstützen können oder die Technologie einer effektiven Lernerfahrung im Weg steht.
Wir sind der Meinung, dass Serious Games Teil eines Blended Learning Programms sein sollten. Gleichzeitig sollten selbstgesteuerte Lernreisen ihren Platz haben. Es gibt viele neue Technologien, die Dinge wie Nudge-Training oder Microlearning ermöglichen. Diese eignen sich hervorragend zur Vorbereitung und Vertiefung. Aber nichts kann das Engagement, die Energie und die Orientierung ersetzen, die entstehen, wenn Menschen gemeinsam lernen. Ohne soziales Lernen ist es unwahrscheinlich, dass Lernen wirklich etwas im Unternehmen verändert.
Welchen Rat würdet ihr dem CEO, CTO oder CLO in der Autoindustrie geben? Warum sollte Simulation im Lernprozess eingesetzt werden?
Brian: „If you can’t change the people, you will have to change the people.“
Es ist viel billiger und effektiver, das organisatorische Gedächtnis und das Fachwissen zu erhalten. Wenn man die Einstellung der Manager ändern kann, vermeidet man, ein ganzes Heer zu verlieren und ein anderes Heer einzustellen und wieder bei Null anzufangen. Wenn es die Absicht ist, eine Einstellungsveränderung oder eine Richtungsänderung im Denken im gesamten Unternehmen zu erreichen, dann ist die Simulation ein wirklich mächtiges Werkzeug.
Graham: Die jährliche Prognose von DDI, eine Umfrage unter rund 14.000 Führungskräften und CEOs, unterstreicht, dass: Soziales Lernen in Kombination mit professionellem Coaching sind die beiden gefragtesten Arten von Lernerfahrungen. Der Wunsch der Menschen ist es, zusammenzukommen, um sich zu beteiligen, neue Verhaltensweisen zu testen und neue Einstellungen und Denkweisen zu gewinnen.
„Serious Games“ verändern Einstellungen, Denken und Verhalten. Was für eine großartige Zusammenfassung. Vielen Dank, Brian und Graham.
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